Alkohol, der Sexist -Warum Frauen weniger Alkohol vertragen
Der Kampf um Gleichberechtigung

Wusstet ihr, dass Alkohol, der für so viele Frauen Freiraum und Genuss darstellen soll, tatsächlich ein unerwarteter Gegner im Kampf für unsere Gleichberechtigung ist? Lange Zeit war der tiefe Blick ins Glas das Privileg der Männer. Das tägliche Feierabendbier in der Kneipe, aber auch der gelegentliche Rausch - solange ein Mann seine soziale Funktion erfüllen konnte, war Alkohol mehr als akzeptiert. Was heißt hier war? Das ist er auch heute noch. Und für die Frau? Bei Festen ein bisschen am Champagner nippen, aber darüber hinaus galt Alkohol für uns Frauen lange Zeit als verpönt. Betrunken zu sein ist eben nicht gerade ladylike. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten stark geändert. Dazu beigetragen haben die Frauenbewegung und vor allem die Alkohol-Lobby, die das Potenzial dieser schlafenden Kundengruppe schnell erkannt hat. Der Getränkeindustrie ist es zunehmend gelungen, die Werte des Feminismus für ihre Zwecke zu nutzen. Anstatt Frauen als Opfer eines alkoholbedingten Problems darzustellen, konzentriert sich die Branche auf Selbstbestimmung und Empowerment, indem sie uns Getränke präsentiert, die wir mit Freiheit, Gleichheit und Unabhängigkeit assoziieren. Mit sichtbarem Erfolg: Der Anteil der Frauen, die Alkohol trinken, nimmt weiter zu. Paradoxerweise treibt sie uns damit den größten Sexisten von allen in die Arme. Ja, Alkohol ist ein Sexist. Er behandelt uns eben nicht gleich wie Männer, sondern deutlich schlechter.
In diesem Artikel erkläre ich, warum Frauen weniger Alkohol vertragen, welche biologischen Faktoren dabei eine Rolle spielen und wie der weibliche Hormonhaushalt den Alkoholstoffwechsel beeinflusst.
Warum steigt der Blutalkoholspiegel bei Frauen schneller an?
Ein entscheidender Faktor, warum Frauen schneller einen höheren Blutalkoholspiegel erreichen als Männer, hängt mit der Körperzusammensetzung zusammen. Frauen haben in der Regel einen höheren Körperfettanteil und einen geringeren Wasseranteil als Männer. Der höhere Wasseranteil bei Männern trägt zu einer effizienteren Verdünnung des Alkohols bei. Daher steigt die Blutalkoholkonzentration bei Frauen schneller an.
Außerdem haben Frauen niedrigere Spiegel des Enzyms Alkoholdehydrogenase (ADH), das für den ersten Schritt des Alkoholstoffwechsels verantwortlich ist. Eine Studie von M. R. Caetano et al. (1998) in "The Journal of Studies on Alcohol" stellt fest, dass weniger ADH bei Frauen dazu führt, dass mehr Alkohol unverändert in den Blutkreislauf gelangt, was die berauschende Wirkung verstärkt.
Frühe Folgeschäden: Gefahren für Frauen
Aufgrund des schnelleren Anstiegs der Blutalkoholkonzentration sind Frauen auch anfälliger für frühe Folgeschäden des Alkoholkonsums. Eine umfassende Studie, die im American Journal of Psychiatry von S. A. H. M. Kranzler et al. (2018) veröffentlicht wurde, zeigt, dass Frauen bereits nach relativ geringem Alkoholkonsum ein höheres Risiko haben, alkoholbedingte Krankheiten wie Lebererkrankungen und psychische Störungen zu entwickeln. Außerdem reagieren Frauen empfindlicher auf die
neurotoxische Wirkung
von Alkohol auf das zentrale Nervensystem. Daher treten kognitive Störungen oft früher auf als bei Männern, bei denen die ersten Symptome oft erst nach Jahren auftreten.
Weiblicher Hormonhaushalt und Alkoholmetabolismus
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der weibliche Hormonhaushalt. Hormone wie Östrogen und Progesteron beeinflussen, wie der Körper Alkohol verstoffwechselt. Studien haben gezeigt, dass Alkohol zu einer erhöhten Ausschüttung von Östrogen führt, was die Wirkung des Alkohols im Körper verstärken kann. Eine Studie von R. C. R. B. F. Blume et al. (2011) in Clinical Chemistry weist darauf hin, dass der Anstieg des Östrogenspiegels während des Menstruationszyklus Frauen anfälliger für Alkohol macht. Dies erklärt auch, warum viele Frauen angeben, Alkohol je nach Zyklusphase unterschiedlich gut zu vertragen. Eine Studie von J.A.T.M.C. Ferreira et al. (2015) in "Menopause" zeigt, dass Frauen in bestimmten Phasen ihres Zyklus, insbesondere bei höheren Östrogenspiegeln, stärkere alkoholbedingte Wirkungen erleben. Diese hormonellen Veränderungen können dazu führen, dass Frauen schneller betrunken werden und ein höheres Risiko für alkoholbedingte Probleme haben.
Fazit
Alkohol ist nicht nur ein Genussmittel, sondern auch eine „sexistische“ Substanz, die Frauen in mehrfacher Hinsicht benachteiligt. Daran sollten wir denken, wenn wir das nächste Mal Lust verspüren, die Korken knallen lassen, die Prosecco-Gläser füllen, um uns wie die Mädels in Sex and the City frei, kühn und unabhängig zu fühlen. Biologische Unterschiede in der Körperzusammensetzung und die geringere Aktivität alkoholabbauender Enzyme tragen dazu bei, dass Frauen anfälliger für die schädliche Wirkung von Alkohol sind. Dies erhöht das Risiko gesundheitlicher Folgeschäden. Lasst uns daher bewusster wählen und die Illusion von Freiheit durch Alkohol hinterfragen - für ein selbstbestimmtes, gesundes Leben.