Regina • 28. März 2023

Alkohol in der Schwangerschaft

Ein Gläschen wird man sich doch gönnen können?

Yep, ich gebe es zu. Ich bezeichne mich, nicht ohne einen gewissen Stolz, als Feministin. Ich bin für die Gleichberechtigung der Frau, gegen sexuelle Diskriminierung, für die Selbstbestimmung über den eigenen Körper und das Recht sich für oder gegen eine Schwangerschaft zu entscheiden. Ich bin aber konsequent gegen das Recht auf Alkohol während der Schwangerschaft. Moment mal! Wie passt das denn zusammen? Wie kann ich denn hier die feministische Fahne schwingen und im gleichen Atemzug den Schwangeren ihr Gläschen Prosecco verbieten wollen? Schwanger sein ist ja schon mühsam genug, da soll man sich doch ab und zu etwas gönnen dürfen? Das Problem ist, so sehr ich auf für das Recht der Frau auf Selbstbestimmung bin, lautet doch der übergeordnete Leitsatz für mein Leben:


„Jede/jeder soll nach ihrer/seiner Fasson selig werden, solange sie/er niemand anderes damit schadet.“



FAS und FASD 


Und das ist genau der Punkt. Alkohol schadet dem ungeborenen Baby. Nicht erst ab einem Glas, sondern bereits ab dem ersten Schluck. Der von der Mutter aufgenommene Alkohol kann die Plazenta und die Blut-Hirnschranke des Babys frei passieren. Nach etwa zwei Stunden ist die Blutalkoholkonzentration gleich hoch, wie die der Mutter. Die Leber des Ungeborenen ist jedoch noch nicht funktionstüchtig. Das Baby kann den Alkohol also nicht wie die Mutter verstoffwechseln, und bleibt daher länger der Alkoholwirkung ausgesetzt. Ein kleiner Schluck für die Mutter, und der Fetus erlebt einen Vollrausch. Alkohol ist ein Nervengift. Und da sich das Nervensystem des Ungeborenen noch in der Entwicklung befindet, ist es besonders anfällig für Schäden durch Alkoholexposition. Die durch Alkohol während der Schwangerschaft verursachten Störungen werden durch den Begriff fetale Alkoholspektrumstörung  (FASD) zusammengefasst. Zu dieser Gruppe gehört auch das fetale Alkoholsyndrom (FAS). Das fetale Alkoholsyndrom umfasst das gleichzeitige Vorhandensein von Wachstumsstörungen, typischen Gesichtsmerkmalen, Verhaltensstörungen und Defiziten in der geistigen Entwicklung. Treten nur Schäden am Nervensystem auf sprechen wir von alkoholbedingten neurologischen Störungen (ARND). Die durch Alkohol verursachten Schäden in der Schwangerschaft bilden sich nicht zurück, sodass die Kinder ihr Leben lang unter den Beeinträchtigungen leiden. Aktuell besteht keine Hoffnung auf Heilung. Menschen mit FAS oder FASD haben häufig Schwierigkeiten in der Schule, im Beruf und im Alltag. Betroffen ist vor allem die Impulskontrolle, die Fähigkeit zur Abstraktion und Verallgemeinerung von Informationen. Es fehlen daher die neurologischen Voraussetzungen, für die Fähigkeit aus Erfahrungen zu lernen. Viele Betroffene sind ihr ganzes Leben auf fremde Hilfe und Fürsorge angewiesen.



Wie viel Alkohol schadet dem Ungeborenem?


Bisher konnte in Studien keine untere Grenze ermittelt werden, ab wann der Konsum in der Schwangerschaft risikofrei wäre. Ebenso scheint keine Beziehung zwischen Dosis und Ausmass der neurologischen Entwicklungsstörung zu bestehen. Das bedeutet schon kleine Mengen können, zu schweren Folgeschäden führen.  So kann man als einzige Empfehlung aussprechen, in der Schwangerschaft gänzlich auf Alkohol zu verzichten.




Für weitere Information über FASD und FAS empfehle ich die Homepage der FASD Deutschland e.V.. Ein Informationsportal für Betroffene, Angehörige und Fachpersonen.