15. Dezember 2024

Erlernter Konsum - wie Dopamin das Trinkverhalten steuert

Einblicke in das Belohnungssystem

Dopamin wird oft als Glückshormon bezeichnet. Das ist aber nicht ganz richtig. Tatsächlich handelt es sich um einen wichtigen Neuromodulator, der eine entscheidende Rolle in unserem Belohnungssystem spielt. Wenn wir etwas Angenehmes erleben - sei es Essen, soziale Interaktion oder eben Drogen wie Alkohol - wird Dopamin ausgeschüttet und vermittelt uns ein Gefühl von Freude und Zufriedenheit. In diesem Artikel erläutere ich, wie Alkohol die Dopaminproduktion beeinflusst und welche langfristigen Auswirkungen dies auf unsere Gesundheit haben kann.



Die Rolle des Dopamins beim Lernen


Dopamin ist nicht nur für das Gefühl der Freude verantwortlich, sondern auch für den Lernprozess. Wenn wir belohnende Erfahrungen machen, wird Dopamin freigesetzt und unser Gehirn lernt, diese Handlungen zu wiederholen. Dopamin ist somit ein wesentlicher Bestandteil unseres Antriebs - es motiviert uns, nach positiven Erfahrungen zu suchen.


 

Alkohol und seine Wirkung auf Dopamin


Alkohol führt zu einem raschen Anstieg der Dopaminausschüttung im Belohnungszentrum des Gehirns, was zu der von vielen als angenehm empfundenen euphorisierenden Wirkung führt. Eine Studie von Nutt et al. (2007) in „Lancet“ zeigt, dass Alkohol die Freisetzung von Dopamin im Belohnungszentrum des Gehirns erhöht, was zu einem Gefühl der Euphorie führt. Eine weitere Studie von V. J. . Koob (2010) in „Biological Psychiatry“ zeigte ebenfalls, dass der Konsum alkoholischer Getränke den Dopaminspiegel signifikant erhöht und einen direkten Einfluss auf die Belohnungsverarbeitung im Gehirn hat. 


Es gibt Menschen, die auf Alkohol mit einer unverhältnismäßig hohen Dopaminausschüttung reagieren. Diese gesteigerte Reaktion kann zu einer Neigung zum Rauschtrinken führen, also zum exzessiven Trinken in kurzer Zeit. Die massive Ausschüttung von Dopamin führt zu intensiven positiven Gefühlen, die viele dazu verleiten, immer wieder zu trinken, um diese euphorisierenden Gefühle zu erleben. Im Laufe der Zeit gewöhnt sich das Gehirn an die hohen Dopaminspiegel und die Empfindlichkeit der Dopaminrezeptoren nimmt ab. Dies führt dazu, dass alltägliche Freuden weniger intensiv empfunden werden, was viele dazu verleitet, noch mehr Alkohol zu konsumieren, um das gleiche Gefühl zu erleben.



Medikamente gegen Craving: Natrexon und Nalmefen


Für Menschen, die Schwierigkeiten haben, ihren Alkoholkonsum zu kontrollieren, gibt es Medikamente wie Naltrexon und Nalmefen, die ihren Platz in der Therapie gefunden haben. Naltrexon wirkt als Opioidrezeptorantagonist und blockiert die Rezeptoren, die durch Dopamin stimuliert werden, wodurch der Belohnungseffekt des Alkohols vermindert wird. Nalmefen hat einen ähnlichen Mechanismus, wirkt aber spezifisch auf die μ-Opioidrezeptoren. Diese Medikamente sollen helfen, das Verlangen nach Alkohol zu reduzieren, indem sie die positiven dopaminergen Effekte dämpfen.

Leider funktionieren sie nicht bei allen Menschen, die ihren Alkoholkonsum regulieren wollen. Nalmefen und Naltrexon helfen vor allem Personen, die zu Rauschtrinken neigen, da sie die dopaminerge Wirkung des Alkohols abschwächen. Beim klassischen "Entspannungstrinker" entfaltet der Alkohol seine Wirkung vermutlich vor allem über GABA, einen anderen Neurotransmitter. Die Einnahme von Naltrexon oder Nalmefen hat bei diesen Personen meist keinen nennenswerten Effekt auf das Alkoholverlangen. 



Zusammenhang zwischen Alkohol und Depression


Regelmäßiger Alkoholkonsum kann dazu führen, dass die positiven dopaminergen Reaktionen auf Alkohol mit der Zeit abnehmen. Dadurch wird es schwieriger, Freude an alltäglichen Aktivitäten zu empfinden, was zu einem niedrigen Grundniveau des Wohlbefindens führt. Solche Veränderungen können zu einer erhöhten Anfälligkeit für Depressionen und andere psychische Gesundheitsprobleme führen. Dieser Prozess vollzieht sich schleichend, oft unbemerkt von den Betroffenen. Anstatt im Alkohol den Auslöser für die schlechte Stimmung und Antriebslosigkeit zu erkennen, bekämpfen diese Menschen ihre Depressionen häufig mit Alkohol. Es entsteht ein Teufelskreis. 



Fazit


Dopamin spielt eine zentrale Rolle in unserem Belohnungssystem und ist entscheidend für Lernen und Motivation. Alkoholkonsum hat komplexe und weitreichende Auswirkungen auf die Dopaminproduktion, die langfristig zu Abhängigkeit und psychischen Problemen führen können. Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge ist entscheidend, um informierte Entscheidungen über den Alkoholkonsum zu treffen und die eigene Gesundheit zu schützen.


Quellen:

1) Nutt, D. J., King, L. A., & Saulsbury, W. (2007). „The Lancet: The Relationship of Alcohol to Drug Use and Drug-Related Harms“.

2. Koob, G. F. (2010). „Biological Psychiatry: Addiction, Incentive Sensitization, and the Dopamine Opioid Interaction“.