account • 15. Dezember 2023

Katerstimmung und Katzenjammer - die akute Alkoholvergiftung

Der Tag danach ...


Mühsam rollen wir uns aus dem Bett. Der Kopf ist schwer, Schwindel auf dem Weg zur Kaffeemaschine, im Magen ein flaues Gefühl. Sollen wir wirklich frühstücken, oder lieber nur ein Aspirin einschmeissen?

Gestern Abend haben wir es mal wieder übertrieben. Wir haben viel zu tief ins Glas geschaut. Wie viele Drinks haben wir getrunken? Irgendwann haben wir aufgehört zu zählen. Auf der Party haben wir uns mitziehen lassen. Die Geselligkeit war ansteckend. Alle haben viel getrunken. Es war lustig - zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Jetzt ist es nicht mehr lustig. Jetzt geht es uns schlecht. Jetzt haben wir einen Kater.


Na, kommt euch das bekannt vor? Habt ihr diese Erfahrung auch schon einmal gemacht? Nach dem Rausch kommt der Kater. Aber...


Wieso eigentlich Kater?

Über die Herkunft des Wortes gibt es verschiedene Theorien. Eine besagt, dass das Wort „Kater“ von „Katarrh“ abstammt, einer umgangssprachlichen Bezeichnung für eine Erkältung. Leipziger Studenten des 19. Jahrhunderts sollen damit ihren Zustand nach einem Zechgelage beschrieben haben - offenbar waren sie damals lieber erkältet als blau. Im sächsischen Dialekt klingt „Katarrh“ angeblich wie „Kater“. Eine andere Theorie bezieht sich auf Christian August Wichmanns „Antikritikus“ aus dem Jahr 1768, in dem vom „Katzenjammer“ die Rede ist - also von einer Krankheit des Körpers, die unglückliche Menschen mit Katzen gemeinsam haben. Aus dem Katzenjammer wurde später der Kater.


Was sind denn die Ursachen? 

Die genauen Mechanismen sind bis heute von der Wissenschaft noch nicht vollständig geklärt. Man kennt allerdings einige Faktoren, die zu den typischen Symptomen führen. Hierzu gehört die Anreicherung vom giftigen und krebserregenden Alkoholabbauprodukt Acetaldehyd,  welche ein allgemeines Unwohlsein, Übelkeit und Brechreiz zur Folge hat. Wenn wir Alkohol trinken, scheidet unser Körper  überproportional viel Wasser aus, was u.a. zu Kopfschmerzen führt. Zudem beeinflusst der Alkohol den Zuckerstoffwechsel, das Immunsystem und die Bildung von Entzündungsmediatoren. Obwohl Alkohol eine sedierende Wirkung hat, verschlechtert er die Schlafqualität. Wir durchlaufen nicht die für die für unsere körperliche Erholung wichtigen Schlafphasen und fühlen uns dementsprechend am nächsten Tag doppelt gerädert.


Was hilft gegen die Symptome?*

Ein Kater oder Hangover ist nichts anderes als eine akute Alkoholvergiftung. Dagegen existiert bis heute kein Wundermittel. Wir können lediglich Massnahmen ergreifen, um die Symptome zu lindern. Dazu gehört die Aufnahme von Flüssigkeit, um den Körper zu rehydrieren. Zudem ist es ratsam, etwas Leichtes zu essen, um den Wasser- und Elektrolythaushalt wieder auszugleichen. Bei der Einnahme von Schmerzmedikamenten gegen den Brummschädel ist zu beachten, die nicht schon ohnehin auf Hochtouren arbeitende Leber zusätzlich zu belasten. Auf den Wirkstoff Paracetamol sollte man daher besser verzichten. Ibuprofen, Aspirin  und ähnliche Wirkstoffe können einen übersäuerten Magen reizen. Auch hier ist Vorsicht geboten. Mein persönlicher Tipp gegen Übelkeit und Brechreiz ist frischer Ingwer und schwarzer Tee. Ingwer hilft gut gegen Übelkeit, während die Gerbsäure vom schwarzem Tee den gereizten Magen beruhigt. Kalte Duschen und Spaziergänge an der frischen Luft regen den Kreislauf an, aber von sportlichen Aktivitäten mit erhöhter Belastung rate ich ab. Ebenso sind Saunagänge keine gute Idee. Die giftigen Abbauprodukte vom Alkohol auszuschwitzen, funktioniert leider nicht. Ausserdem haben wir schon genug Körperflüssigkeit verloren.


Das beste Mittel gegen einen Kater

Was hilft am besten gegen einen Kater? Logisch, die Vorbeugung. Am besten trinkt man natürlich erst gar nicht bzw. nicht so viel. Wer sich doch nicht davon abhalten kann, die Grenze zum risikoarmen Konsum zu sprengen, empfehle ich, das mit einem gut gefüllten Magen zu tun. Ein voller Magen verzögert die Aufnahme von Alkohol ins Blut. Die Blutalkoholkonzentration steigt dann nicht so rasch, und es sammelt sich weniger giftiges Acetaldehyd im Körper an.


Also, was lernen wir daraus?

Ein Kater meint nichts anderes als eine akute Alkoholvergiftung. Daran gibt es leider nichts zu beschönigen. Hier gilt das Prinzip: Vorbeugen ist besser als heilen!


Nachtrag:

Eigentlich hatte ich diesen Beitrag schon fertig und veröffentlicht. Dann hat mich eine Passage aus dem Buch von Professor David Nutt "Drink?: the New Science of Alcohol and Your Health" zum Nachdenken gebracht. In diesem Buch, das ich übrigens sehr empfehlen kann, weil es eine ausgezeichnete Informationsquelle zum Thema Alkohol ist, verweist der Autor auf eine amerikanische Studie. Dieser Studie zufolge haben Personen, die nach übermäßigem Alkoholkonsum einen Kater haben, ein geringeres Risiko, später eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln, als Personen, die keine Katersymptome haben. Die negative Erfahrung einer akuten Alkoholvergiftung führte bei der ersten Gruppe eher zu einer Änderung des Trinkverhaltens und zu einer Reduktion der Alkoholmenge. Ein Kater kann also auch als Chance gesehen werden, wenn es gelingt, die Warnsignale des Körpers richtig zu deuten und in Zukunft einen maßvolleren Umgang mit Alkohol zu praktizieren.