Weihnachtszeit ist Glühweinzeit
Ein Bummel über den Weihnachtsmarkt ...
In der Adventzeit erstrahlt Zürich in festlichen Lichterglanz. Die Weihnachtsmärkte in der Stadt laden zum Flanieren ein. Der Duft von heissen Marroni, gebrannten Mandeln und Glühwein steigt einem in die Nase. Ich liebe die Vorweihnachtszeit! Besonders beim Duft vom Glühwein geht mir das Herz auf. Wobei ich ihn gar nicht so gerne trinke. Der Duft verspricht würzige Gaumenfreunden, der Geschmack holt mich dann jedoch meistens auf den Boden der Tatsachen zurück. Viel zu babbig süss. Ich mach lieber Wein ohne Zucker. Langsam geniessen kann man ihn auch nicht, denn ist er einmal kalt, schmeckt er schon gar nicht mehr. Ein Schuss Rum verspricht da Abhilfe, aber dann bin ich schon nach einer Tasse blau. Also belasse ich es meistens bei der olfaktorischen Verführung und biege direkt zum Marroni Stand ab.
Glühwein - Wer hat's erfunden?
Schon die alten Römer tranken gewürzten Wein, allerdings vornehmlich in kalter Form. Im Mittelalter wurde Wein für eine längere Haltbarkeit häufig mit Honig und Gewürzen versetzt. Ausserdem war die Qualität damals so schlecht, dass man die saure Plörre anders gar nicht geniessen konnte. 1843 erstellte in Sachsen der Raugraf von Wackerbarth eine Sammlung von Weinrezepten. Darunter war auch eines der ersten Glühweinrezepte. Zeitgleich wurde am schwedischen Königshof Glögg, eine Variante des Glühweins ausgeschenkt. Die Erfindung des Glühweins, wie wir ihn heute auf Weihnachtsmärkten geniessen geht wohl auf den deutschen Winzer Rudolf Kunzmann zurück. Dieser kam 1956 in Augsburg auf die Idee einen Rotwein mit Zucker und Gewürzen abzufüllen und als Glühwein zu verkaufen. Da es zu dieser Zeit noch ein Gesetzt gegen den Zusatz von Zucker im Wein gab, folgte auf diese bahnbrechende Idee direkt auch eine Bussgeldbescheid.
Macht Glühwein schneller betrunken als kalter Wein?
Diese Frage wurde mir neulich in einem Interview gestellt. Die Antwort darauf ist eindeutig ja. Durch die Wärme wird die Durchblutung im Magen-Darmtrakt angeregt. Der Alkohol gelangt somit schneller in die Blutbahn, was die Blutalkoholkonzentration rascher ansteigen lässt. Ist der Glühwein dann noch mit einem Schuss Hochprozentigem versetzt und wir er auf leeren Magen getrunken, sind wir umso schneller berauscht.
Ist Glühwein krebserregend?
Wird Glühwein zu stark erhitzt entsteht das Zuckerabbauprodukt Hydroxymethylfurfural. Diese Verbindung steht im Verdacht krebserregende Eigenschaften zu besitzen. Bisher gibt es zu dieser Theorie noch keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise. Ausserdem ist anzunehmen, dass dies für den Genuss von Glühwein nur eine untergeordnete Rolle spielt. Glühwein wird normalerweise nicht zu stark erhitzt. Man will ja nicht, dass sich der Alkohol verflüchtigt. Und da wären wir auch schon beim eigentlichen Schuldigen. Hat Glühwein eine krebserregende Wirkung? Diese Frage lässt sich eindeutig bejahen. Das trifft übrigens auch auf jedes andere alkoholhaltige Getränkt zu, egal ob es kalt oder warm. Alkohol wird im Körper zum giftigem Acetaldehyd abgebaut, welches eindeutig krebsauslösend ist. Natürlich sind alkoholische Getränke ein reines Genussmittel, und wir trinken sie nicht wegen einer gesundheitsfördernden Wirkung.
Was ist sonst noch zu beachten
Das Glühwein wird bevorzugt ja bevorzugt auf den Weihnachtsmärkten getrunken. Wenn wir in der kalten Dezemberluft bei Minusgraden frieren, wärmt uns ein warmes Tässchen Glühwein schön von innen. Wirklich? Hilft uns Glühwein gegen die Kälte. Im ersten Moment könnte man das meinen. Der Alkohol breitet sich zunächst als Wärmegefühl im Körper aus. Allerdings führt Alkohol zu einer Erweiterung der Blutgefässe, was sich an den typisch roten Wangen und der Nase bei einigen Trinkern gut beobachten lässt. Über die erweiterten Blutgefässe in der Körperperipherie gibt der Körper Wärme ab, und im Verlauf fieren wir wieder umso mehr.
Ein Becher enthält ca. 250ml Glühwein, also deutlich mehr, als ein Glas Wein, was wir im Restaurant ausgeschenkt bekommen. Der Alkoholgehalt beträgt je nach Sorte Wein um die 18g pro Becher. Mit Schuss ist der Promille Wert dann noch einmal deutlich höher.
Fassen wir zusammen
Glühwein duftet herrlich und gehört für viele Menschen einfach zur kalten Jahreszeit dazu. Der Konsum birgt aber Risiken. Der Alkoholgehalt und die rauschfördernde Wirkung sind nicht zu unterschätzen, vor allem wenn wir ihn mit Schuss oder auf nüchternen Magen trinken. Insbesondere Frauen rate ich, es bei einem Becher zu belassen, da hier die Grenzen zum risikoarmen Konsum in der Regel schon überschritten werden.
*Es gibt natürlich qualitative Unterschiede. Auf dem Münsterhof Weihnachtsmarkt, einer der schönsten Weihnachtsmärkte in Zürich, habe ich vor einigen Tagen doch einen sehr feinen Glühwein getrunken.